Der Tierjoker
- polycolor
- 11. Okt. 2020
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Nov. 2020
Seien wir mal ehrlich: Wenn in Filmen oder Videospielen ein Mensch stirbt, zuckt kaum einer auch nur mit der Augenbraue. Unberührt sitzt man da und zeigt keinerlei emotionale Regung, wenn ein fiktionaler menschlicher Charakter das Zeitliche segnet. Doch stirbt hingegen ein Tier, dann brodelt es im Gefühlsleben. Hunde, Katzen, Pferde oder Ameise, egal was für ein Tier stirbt, es geht uns näher als der Tod eines Menschen. Es muss ja noch nicht einmal ein Lebewesen sein. Einer der traurigsten Tode in der Filmgeschichte stammt aus Cast Away: Als Wilson der Volleyball im Sturm vom Floss fällt und abtreibt, während Tom Hanks seinem einzigen Freund, der ihm in den letzten Jahren beistand, traurig hinterher ruft „Wiiiiilsooooon!“, dann muss ich mit aller männlichen Gewalt meine Tränen in den Tränenkanal zurückdrücken. Wenn ich heute noch an diese Szene denke, zerreißt es mir das Herz. Es ist schon verrückt. Ein verdammter Volleyball mit einem blutigem Handabdruck als Gesicht geht im Meer verloren und mir treibt es die Tränen in die Augen. Leonardo DiCaprio hingegen ersäuft im eiskaltem Meer, weil er nicht mehr auf eine treibende Tür passt und es lässt mich kalt. So kalt, wie es Leo da gerade im Meer sein muss.
Der Mensch scheint abgestumpft, wenn es um das Ableben seiner Artgenossen geht. Zu oft hat man schon gesehen, wie Menschen in Filmen oder Videospielen sterben. Massenweise haben wir dabei zugesehen, wie es Menschen erwischt – sei es in Actionfilmen, Kriegsfilmen oder Ego-Shootern. Bei Tieren wird jedoch halt gemacht. Sie sind quasi der letzte Gefühlsjoker, den man ziehen kann, um noch emotionale Regung bei Menschen hervorzubringen. Bei I am Legend ist die ganze Welt untergegangen, kein Mensch außer Will Smith lebt noch, aber der traurigste Moment im gesamten Film ist, wenn Will Smith seinen Hund töten muss, damit er sich nicht verwandelt. Fast so traurig ist der Zeitpunkt, an dem Mario seinen treuen Freund Yoshi opfert, als er auf ihn springt, um es über eine Klippe schaffen zu können.
Auch sind die coolsten Weggefährten in Spielen meistens Tiere. Dogmeat aus Fallout 4 war von allen Begleitern mein Liebling, auch wenn er nicht der stärkste Begleiter war. Selbst Geralt von Rivas Pferd Plötze erfreut sich hoher Beliebtheit in der Gamingszene. Seit Jolly Jumper dürfte kein Hengst mehr so viele Fans gehabt haben wie Plötze. Da fällt mir allerdings ein, dass es noch nicht wirklich eine heldenhafte Katze als Sidekick in einem Spiel gab. Sollte mal ein Spiel mit einem Helden erscheinen, der eine Katze hat, würde ich keine Sekunde zögern dies zu spielen. Dabei meine ich nicht eine Katze als Haustier, wie es bei Stardew Valley der Fall ist. Ich rede von einer Katze, die mit uns in den Kampf zieht, Gegnern das Gesicht zerkratzt und wenn nötig auch mal uns, weil es eben eine Katze ist. Ich möchte sofort eine Unterschriften Kampagne starten, die Spielentwickler anhält zukünftig Katzen als Weggefährten in ihre Spiele einzubauen. Sie sollen gezwungen sein, mir eine Katze in einem Videospiel zu liefern!
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