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Kapitel 8 - Die Stadt

James und Caiden hielten nun schon geschlagene 20 Minuten die Köpfe Richtung Himmel gestreckt, damit sie die Wolkenkratzer und hohen Gebäude New Yorks in ihrer Gänze sehen konnten. Mehr als die Worte "Unglaublich", "Unfassbar" oder "Nicht möglich" brachten die beiden nicht heraus. Die riesigen Glas- und Backsteinfassaden dieser Stadt, teils hunderte Stockwerke hohe Gebäude und Menschenmassen über Menschenmassen, zogen den Piraten und den Schriftsteller aus einer anderen Zeit in ihren Bann. "Ihr beiden bekommt noch einen Krampf im Nacken, wenn ihr weiter nur nach Oben starrt." ermahnte sie Riku, wie ein Vater seine kleinen Söhne. Die irische Band hat sie ziemlich in der Nähe des Hauptsitzes von 'Global Energize' herausgelassen. Die Zeitreisenden mussten ein paar Meter durch die Stadt laufen, was jedoch dank Caiden und James ständigen Anhalten und Staunens nur sehr langsam von Statten ging. "Also was müssen wir tun? In das Büro von 'Global Energize' einbrechen, Dr. Johnson drohen, sie aus den Fenster zu werfen, wenn sie Samanthas Doktorarbeit weiter blockiert und dann irgendwie von dort verschwinden, bevor uns wieder irgendwelche Wachleute abführen?" Riku zog die Schultern nach Oben "Es ist ja mittlerweile eine leichte Übung für uns, so etwas zu tun." Samantha entgegnete ihm "Das wird nicht nötig sein. Ich weiß, dass sie das Fitnessstudio direkt gegenüber des Büros jeden Tag nach Feierabend besucht. Wir müssen ihr nur dort auflauern und dann..." sie schaute Anya ratlos an "Und was habt ihr dann vor?" Das Androiden Mädchen blickte berechnend zu Boden "Wir sagen ihr, sie soll aufhören deine Doktorarbeit zu sabotieren und wenn sie dies nicht tut, dann zeigen wir ihr, dass wir Zeitreisende sind und zu jeder Sekunde in ihre Zeit zurück kommen, um sie aus dem Fenster zu werfen, wenn sie nicht tut was wir sagen." Anya sprach diese Worte gewohnt trocken. Caiden, Riku und James blickten erst sie, dann sich gegenseitig überrascht an "Hat Anya das gerade wirklich gesagt? Du hast schon viel von uns gelernt" sagte Caiden mit stolzer Brust.

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Auf dem Weg zum Büro passierten sie eine Gasse. Vor einem Chinesischen Restaurant hatte ein Hütchenspieler einen Stand aufgebaut. 'Ein Spiel - 10$' stand auf einem Pappschild, das auf einem Campingtisch mit weißer Tischdecke thronte. Dahinter saß ein Typ mit Sonnenbrille und New York Mets Tank Top. Als Caiden dies sah, hielt er die Gruppe schlagartig an "Das kann ich mir nicht entgehen lassen." sagte er, den Hütchenspieler mit seinem Blick fixiert. Samantha sah ihn fragend an. Bevor sie etwas sagen konnte, erklärte ihr Riku "Caiden ist selbsternannter Glücksspiel Könnern. Ich würde es eine Glücksspiel Sucht nennen, aber er nennt sich Könnern." Samantha musterte Caiden. Bisher ist ihr seine eigenartige Klamotte nicht wirklich aufgefallen, doch bei näherem Hinsehen bemerkte sie zahlreiche merkwürdige Dinge an dem Piraten. Ein Kopftuch mit Kleeblättern, ein Hufeisen an seinem Gürtel und etwas seltsames, das sich in seiner Brusttasche befand. Als Caiden ihren Blick zu dieser bemerkte, zückte er prompt den Gegenstand des Interesses. Der Glückspirat hielt einen verschrumpelten Finger in die Höhe "Das ist mein Goldschatz. Mein bester Glücksbringer! Ein Affenfinger, den ich einem Voodoo Priester aus Haiti abgekauft habe. Er bringt einem ewiges Glück, wenn man ihn in der Nähe seines Herzens aufbewahrt." Die Gruppe blickte den absurden Finger teils verstört und teils mit Übelkeit ins Gesicht geschrieben an. "Welch Grotesker Glücksbringer. Hilft er denn?" fragte ihn James. "Nun...meistens schon" entgegnete Caiden "Lasst mich nur ein Spiel machen. Ich habe dieses Trickspiel förmlich erfunden. Ich kann nicht verlieren!" dabei rieb sich der Pirat die Hände, schon in dem Glauben er hätte das Spiel gewonnen.

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Samantha holte einen 10$ Schein hervor und drückte ihn Caiden in die Hand. Riku schaute zu ihr "Du unterstützt dieses Schauspiel?" er schüttelte den Kopf. "Dr. Johnson hat sowieso erst in 30 Minuten ihren Aerobic Kurs und dort drüben ist das Büro. Ich will mir das Gerne anschauen." die Wissenschaftlerin sah in diesem Vorhaben eine Chance, all die Theorien über Glücksspiel aus dem Studium einmal in Natura zu beobachten. Caiden ging direkt zu dem Hütchenspieler und warf wortlos den Geldschein auf den Campingtisch. Der Hütchenspieler schaute leicht lächelnd zum Piraten auf und kippte seine Sonnenbrille auf die Nase, um ihn genauer anzuschauen. "Wen haben wir denn da? Captain Hook? Kommst du vom Woodstock Festival?" fragte er in leicht spöttischem Ton. Der Pirat nickte "Ja von genau dort komme ich gerade. Jetzt habe ich Lust, ein bisschen Fortuna herauszufordern. Das ist die Göttin des Glücksspiels." "Dann schauen wir mal, ob dir Fortuna heute hold ist." witzelte der Hütchenspieler zurück und begann, eine schwarze Murmel unter den mittleren Becher zu verstecken. Anya trat näher an das Schauspiel heran "Ich kann dir die Wahrscheinlichkeit für deinen Sieg berechnen, wenn du willst.", doch der Glückspirat wies sie siegessicher ab "Das habe ich nicht nötig Anya. Ich habe dieses Spiel immerhin förmlich erfunden." Dann starrte er auf den Becher, wie ein Terrier auf ein rohes Steak. Der Hütchenspieler begann erst langsam, die Becher auf den Tisch zu vertauschen "Schön hinschauen mein Freund. Beobachte die Becher ganz genau..." gab er dem Piraten als Ratschlag. Dieser hörte kaum auf seine Worte und blickte den Becher mit der Murmel fokussiert an. Immer schneller und schneller tauschten die Becher nun ihre Plätze, jedoch mit einer Eleganz, als tanzten sie auf einem Ball. Nach circa einer halben Minute des Tauschens stoppte der Hütchenspieler und lehnte sich auf seinen Campingstuhl zurück. Er deutetet auf den Tisch "Nur zu Seemann. Wo ist die Murmel?" Caiden hatten den Becher die ganze Zeit im Blick, doch wählte er überraschend den Becher links von diesem aus, da er wusste, das der Hütchenspieler die Murmel innerhalb eines Augenzwinkerns in einen anderen Becher getauscht hatte. Caiden blickte selbstzufrieden zu dem Trickser und tippte auf den Becher. Der Hütchenspieler blickte Caiden in die Augen, hob den Becher und präsentierte...nichts als Leere. "Schade mein Freund." er hob den mittleren Becher an, genau den, welchen Caiden die ganze Zeit fixiert hatte. Caiden klappte der Mund auf. Ungläubig schaute er den Becher an "Das kann nicht sein!" sagte er schockiert.

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Riku platze das Lachen förmlich heraus. Er musste sich auf seinen Knien abstützen "Was..." versucht er zu sagen, konnte dies vor lauter Lachen jedoch nicht "Was ist denn los? Ist dein Affenfinger etwas kaputt?" prustete er heraus und wischte sich die Tränen aus den Augen. Auch James und Samantha begonnen leicht zu kichern. Caiden zeigte auf den Tisch und schüttelte den Kopf "Er...er hat mich eindeutig übers Ohr gehauen. Ich kennen den Trick und weiß wo die Murmel ist." doch seine Worte änderten nichts, die anderen Lachten trotzdem weiter. Anya näherte sich dem Tisch und dem Hütchenspieler, welcher gerade die 10$ in seiner Geldbörse verschwinden lies. "Caiden, ich wollte dir doch die Wahrscheinlichkeit für deinen Sieg sagen, aber du wolltest nicht hören." sie blickte zum peinlich berührten Piraten "Sie beträgt exakt 0%" Dann deutete sie auf die Becher "Unter den Bechern sind kleine Einschnitte in der Tischdecke und..." mitten im Satz riss sie die Decke vom Tisch "...unter dem Tisch kauerte ein Mädchen, welches am Ende des Spiels die Murmel nach Belieben austauschte und sie natürlich unter einen der Becher schob, den der Spielende nicht ausgewählt hat. Die Gruppe hörte auf zu lachen, als sie das Mädchen unter dem Tisch kniend sahen. Der Hütchenspieler sprang auf "Hey hey hey! Was soll das? Das ist uncool!" "Ich wusste es! Niemand betrügt Caiden Murphy!" verläutete der Pirat mit den Armen in die Hüfte gestemmt, als sein Stolz wieder hergestellt wurde. "Okay Leute. Macht hier keine Szene. Ich würde sagen, ihr lasst mich und meine Schwester einfach davon ziehen und ich gebe euch dafür etwas!" versuchte der Hütchenspieler beschwichtigend die Situation zu klären. "Dann wollen wir die Walkie Talkie aus deinem Rucksack dort." entgegnete das Androiden Mädchen trocken. "Alles klar!" nickte der Hütchenspieler.

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"Das war so cool Anya!" sagte Riku stolz. "Warum hast du nicht gleich auf Anya gehört Caiden?" fragte Samantha den Piraten stichelnd. "Ich schätze ich war zu stolz..." gab dieser noch immer leicht betrübt zurück "Was sind das für Maschinen?" "Das sind Walkie Talkie. Damit können wir über eine kurze Distanz miteinander reden." Samantha drückte den Knopf an der Seite und plötzlich rauschte es in dem Walkie Talkie in Caidens Hand. "Erde an Caiden!" sprach sie in den Lautsprecher und ein "Erde an Caiden!" ertönte aus Caidens Gerät. Der Pirat schreckt kurz zurück, für eine Sekunde hätte man glauben können, er lässt das Walkie Talkie fallen "Unfassbar..." gab er abermals erstaunt von sich. "Weiter im Programm Freunde." wieder war Riku voller Tatendrang "Wie bekommen wir Dr. Johnson zu einem kleinen Gespräch" Samantha schaute verunsichert "Ich glaube ich hätte eine Idee. Jedoch...ist sie moralisch etwas verwerflich." Die Gruppe wirkte nicht sonderlich abgeneigt "Wir haben schon die ein oder andere moralisch verwerfliche Sache in den letzten Tagen gemacht..." erklärte Riku trocken.

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Samantha schnaubte etwas Luft aus und Atmete dann tief ein "Nun ihr müsst wissen, dass Dr. Johnson auch die schwarze Witwe genannt wird. Sie ist eine erfolgreiche Frau, an der Spitze eines großen Konzerns. Sie liebt es, ihr Image zu bewahren, eine Frau zu sein die sich alles nehmen kann. Deswegen hat sie eine Vorliebe für...jüngere Männer" die Wissenschaftlerin schaute etwas peinlich berührt in die Runde. Riku setzte ein leichtes Lächeln auf "Wir sollen also einen Köder auswerfen und sie wird anbeißen?" Samantha zuckte mit den Schultern "Das sollte funktionieren." Riku schaute noch immer lächelnd in die Runde. "Also dann: ich werde wohl nicht als Köder funktionieren. Mit meinen 38 Jahren bin ich sicherlich zu alt für sie. Außerdem bin ich Asiate und sie höchtwahrscheinlich eine weiße reiche Frau und in den Sechzigern war das ein no go." er ging zu Caiden und musterte ihn vom Kopf zu den Füßen "Unser Seemann hier ist bestimmt nicht ihr Typ. Dreitage Bart, ein wettergegerbtes Gesicht und wir dürfen den Affenfinger in der Tasche nicht vergessen." er schaute noch einmal zu Samantha und Anya. Beide schüttelnden den Kopf. Dann schaute alle zu James. Sichtlich unwohl schaute er mit aufgerissenen Augen zur Gruppe zurück. Riku lachte jetzt breiter. Er klopfte James auf die Schultern "Unser junger, gut aussehender und wortgewandter Schriftsteller hier, mit den schulterlangen lockigen Haaren jedoch." Samantha nickte eifrig "Ist genau der Köder den wir suchen." James schüttelte den Kopf, Schweiß perlte von seiner Stirn "Meine Damen und Herren, das ist wahrlich ein unmoralischer Plan. Gibt es denn keine andere Alternative?"

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