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Kapitel 7 - Der Bus

Die Gruppe saß am Straßenrand, irgendwo vor den Zäunen des Woodstock Festivals. In der Ferne konnte man noch die Musik und das Treiben von Menschen ausmachen, die ausgelassen feierten. Riku saß auf einem Bordstein - er wirkte glücklich über den Fakt auf dem Woodstock Festival gewesen zu sein "Das Woodstock Festival...kannst du das glauben?" stammelte er in den letzten Stunden immer wieder vor sich hin, scheinbar an niemanden konkret gerichtet. Caiden stand direkt am Straßenrand, in seiner Hand ein Schild mit der Aufschrift "New York - 5 Personen" welches sie aus einer alten Pappe gebastelt hatten. Er schwitzte in der Sonne, doch ist der Pirat dies vom karibischen Wetter gewohnt. James saß etwas im Schatten, auf einem abgegriffenem Klapptstuhl, den sicherlich ein Festivalbesucher volltrunken über den Zaun geschmissen hatte. Wie immer schrieb er ihre Geschichte in sein Buch - welches mittlerweile den Namen "Die Reise Anyas" trug.

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Anya, Samantha und die als Koffer getarnte Porta saßen ebenfalls auf einem Bordstein und tauschten sich aus. "Verstehe! Die Unterdrückung afroamerikanischer Bürger war im Jahre 1969 noch sehr groß. Außerdem steht die Thematik und die Ergebnisse deiner Doktorarbeit einem großen Energiekonzern im Wege. Du wolltest deine Arbeit einreichen, konntest aber nie." reflektierte Anya nach dem Gespräch. Samantha starrte auf den Staub der Straße "Dr. Victoria Johnson heißt die Frau, die alles in die Wege gesetzt hat, damit meine Doktorarbeit verschwinden soll. Mein Doktorvater kam in den letzten Wochen immer wieder mit neuen Mängeln an meiner Arbeit zu mir. Mein Institut erklärte mir, ich können mit solchen Fehlern die Arbeit nicht veröffentlichen. Doch ich weiß, dass sie fehlerfrei ist. Ich weiß auch das Dr. Johnson dahinter steckt. Es gibt Berichte, dass ihr Energiekonzern 'Global Energize' schon öfter so etwas gemacht hat." sie warf einen Stein auf die Straße "Aus Frust bin ich auf das Woodstock Festival gegangen. Ich wollte das alles vergessen..." sagte sie resigniert. Anya ergriff ihre Hand, ein Verhalten, das sie wohl ebenfalls von anderen imitiert hat "Wir sind hier um dir zu helfen. Du musst uns vertrauen. Es ist wichtig" Die Wissenschaftlerin blickte sie noch ungläubig an und dann zu ihren Gefährten. Sie sah zu Caiden, der am Straßenrand vergeblich versuchte, eine Mitfahrgelegenheit für sie zu finden. Als er ihren Blick bemerkte schaute er zu ihnen und wackelte mit dem Schild "Bald hält bestimmt eins von diesen Donnerkutschen an und wir sind hier weg!" rief er zuversichtlich. Schweiß perlte von seiner Stirn förmlich in Massen ab. Samantha schien noch immer nicht überzeugt "Diese Leute sind merkwürdig. Einer sagt er sein ein Astronaut, der andere ein Pirat und der dahinten sitzt nur still in seiner Ecke und schreibt seine Memoiren." ihr Blick sprach dabei tausend Bände. Bände des Unglaubens und zeitgleicher Belustigung. "Sie sind gute Menschen und haben mir bisher viel bei meiner Mission geholfen. James schreibt nicht seine Memoiren auf, sondern unsere Geschichte. Du bist nun auch Teil davon." erwiderte Anya in einem Versuch, Samantha von ihren Weggefährten und ihren Qualitäten zu überzeugen. "Deine Mission...richtig. Du bist zweifelsohne ein interessantes Wesen. Deine Hand ist eisig kalt. Du kannst eine Blechkugel in einen Koffer verwandeln und sprichst von seltsamen Dingen. Du wirkst nicht wie aus dieser Zeit." Samantha kniff bei ihren Worten die Augen zusammen, entweder wegen der Sonne oder aus Misstrauen. Anya konnte dies nur schwer deuten. Porta öffnete die Kofferklappen und sagte "Wir gehen auf eine Reise! Hihihi!" Samantha schaute zu Porta und schüttelte noch ungläubiger den Kopf ob der Tatsache, dass ein Koffer mit ihr sprach. Entweder war das Gras ihres Freundes aus schlechter Hand, welches sie vor ein paar Stunden noch geraucht hat oder alles hier war wirklich. "Was habe ich denn für eine Alternative als euch zu trauen?" fragte sie sich selbst. Anya antwortete "Meine Berechnungen ergeben dass du noch 5765 Alternativen hast - doch keine davon bringt dir den Doktortitel." Dies war das erste mal, dass Samantha lachte.

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Ein schäbiger alter MAN Bus hielt an der Straße an, die Bremsen quitschten wie das Haulen einer Sirene, als der Wagen kurz vor Caidens Füßen zum Stehen kam. Dass dieser Bus noch fuhr war ein Wunder. Er bestand zum größten Teil aus Rost, war vergilbt und das Geräusch von klappernden Blech war wohl ein ständiger Begleiter dieses Gefährts. "Ein Wunder der Technik!" sagte Caiden mit offenem Mund, als er den Bus aus der Nähe sah. Eine Gruppe Hippies stieg aus dem Bus, jedoch trugen sie keine klassische Hippieklamotte. "Ihr wollt nach New York hä? Dann is heute euer Glückstag Freunde! Steigt ein, wir haben noch Platz für euch Konsorten!" sagte ein blondgelockter Mann und winkte die Gruppe in ihren Bus. Sie folgten seiner Aufforderung und stiegen zaghaft in das Ungetüm ein. "Hoffentlich überleben wir die Fahrt" flüsterte Riku den anderen zu, als er in diese Rostmühle stieg. "Welch interessantes Gefährt. Es gibt sicherlich bessere, wie ich beobachten konnte, aber immerhin kommen wir so in den Staate New York, meine Herren." James gab sich wie immer förmlich und bedankte sich überschwänglich bei den Gastgebern mit einem "Besten Dank liebe Herren. Wir werden euch keine Last sein, seid euch dies versichert." Riku fragte bereits früher Anya, warum sie sich nicht einfach nach New York mithilfe von Porta teleportieren. Diese gab zurück, dass sie die Energie von Porta sparen müssen, da es keine großen Energiequellen hier gibt und sie auch vermutete, Portas Energiespeicher habe ebenfalls einen Schaden, welchen sie momentan nicht reparieren könnte.

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"Willkommen Freunde. Ihr seid mir ja ein witziger Haufen!" begrüßte sie ein dunkelhaariger Mann, der im Gegensatz zu seinen Freunden kurze Haare trug. "Machts euch bequem und legt die Füße hoch, wir fahren ungefähr 2 Stunden bis zum Big Apple!" Caiden drehte sich um "Ich liebe Äpfel! Niemand vermutet eine Ladung Rum unter einem Fass frischer Äpfel!" Ihre Gastgeber schauten sich erst an, dann lachten sie "Du bist ja ein lustiger Kerl! Wo kommst du denn her? Siehst ja aus wie ein Pirat!" Caiden stellte sich hin, kippte dann aber fast um, da ihm die Fliehkräfte im Bus - die er nicht kannte - überrumpelten "Caiden Murphy mein Name. Ich komme aus Jamaika, bin aufgewachsen in Portsmouth doch geboren wurde ich im Land der Leprachuns und ihren Goldtöpfen: im wunderschönen Irland!" dabei verneigte er sich leicht. Die Band starrte ihn an "Is nich wahr! Du bist auch Ire? Das ist ja ein Ding! Wir sind ne irische Folkband und wollten auf dem Woodstock ein bisschen Werbung für uns machen. 'O'Briain and the Letterkenny Chor' heißen wir!" sagte der blondgelockte Mann überrascht. "Letterkenny? Ich komme aus Lifford und war als Kind oft in Letterkenny. Ihr habt schöne Berge da!" entgegnete Caiden ihnen.

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Die Band holte, ohne etwas zu sagen, ihre Instrumente heraus "Hast du Lust ein bisschen mit uns zu singen mein irischer Landsmann?" fragte der Blonde. Caiden sprang auf "Nichts lieber als das! Wie wäre es damit?" er räusperte sich und stimmte ein "As I was goin' over. The Cork and Kerry Mountains. I saw Captain Farrell..." Die Band stimmte sogleich ein, als sie das Lied "Whiskey in the Jar" erkannten und sangen mit dem Piraten, während Geige, Gitarre und Flöte erklangen. Der Kurzhaarige übernahm die leitende Stimme. Porta schien sehr interessiert an der Musik und ließ ihre Tarnung fallen, um sich Richtung Musikkapelle zu bewegen. Die Band schien nicht sonderlich überrascht zu sein, als dies passierte, was sicherlich am hohen Konsum vom Gras lag. Sie nahmen die schwebende Blechkugel einfach dahin. "Jaaa! Musik!!" sagte Porta, während sie sich drehte. Caiden ging auf Porta zu und nahm ihre beiden Greifarme "Ich bringe dir jetzt einen irischen Tanz bei. Es ist ganz einfach: wir müssen uns nur zehn mal drehen, der Musik lauschen und Yeha schreien!" dabei wirbelte Caiden die schon lachende Porta umher. Im hinteren Teil des Busses waren die Sitze abmontiert, sodass tatsächlich Platz zum Tanzen war. Ab und an stolperte der Pirat zwar, wenn der Bus gerade eine Kurve nahm, aber er konnte trotzdem einen guten Tanz aufs Parkett legen. "Einfach drehen!" Caiden wirbelte Porta umher, welche nur noch schrille lachende Geräusche von sich gab, gepaart mit einem "Yeha!" So tanzten der Pirat und die Kugel, eine irische Folk Band im Hintergrund und der Bus auf dem Weg nach New York.

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Samantha Doyle, Riku, Anya und James beobachteten das Schauspiel - teils belustigt und teils erstaunt. Als Anya zu Samantha schaute, sah sie, wie sie rhythmisch mit ihrem Kopf nickte und ein leichtes Lächeln im Gesicht hatte. Sie erwiderte Anyas Blick "Das ist komplett verrückt. Entweder habe ich Halluzinationen, da die Sitze hier Marihuana Dämpfe ausstoßen, die im Laufe der Zeit hier eingezogen sind oder das hier passiert wirklich." Samantha klatschte nun in die Hände und schaute zur Band und dem tanzendem Paar. Auch Anya schaute wieder dem Treiben zu, während der Bus weiter auf staubiger Straße gen New York fuhr.

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James Wallet

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