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Kapitel 1 - Die Maschine

Moskau im Jahre 2156: die Stadt lag in Nebel und Dunkelheit gehüllt, so wie die meiste Zeit. Die Bewohner großer Städte kannten den Himmel kaum, er war im Jahr nur an sehr wenigen Tagen zu sehen und auch dann nur kurze Momente. Der Smog der Großstädte war jedoch noch nicht das größtes Problem der Menschen. Umweltextreme suchten die Erde heim und betrafen alle Länder der Erde. Hitzewellen, Eisstürme oder Monate ohne Regen waren normale Zustände. Verelendung und Krankheiten betrafen einen Großteil der Menschheit. Wer nicht zu dieser gebeutelten Gruppe von Menschen gehören wollte, musste sich dem größten Projekt der Menschheitsgeschichte anschließen: der vollständigen Ausbeutung des Planeten. Im Jahre 2123 entdeckten die Menschen im Erdkern einen bis dato unbekannten Stoff, den die gemeine Zunge "Schwarzes Gold" nannte. Tatsächlich konnte man in einem gewissen Licht bei dem pechschwarzen Material einen goldenen Schimmer erkennen. Woher das Material stammte, wusste niemand. Nach Meinungen großer Wissenschaftler war es kein Stoff der Erde, doch wie es in die Erdkruste gelangte, konnte niemand sagen. Das Material bot einen hohen Energiewert und war somit Ziel großer Energiekonzerne, die es für sich beanspruchten. Entdeckt wurde das Schwarze Gold, weil Menschen einen Test unternahmen, ob es möglich ist den Erdkern zu erreichen, wie in dem Buch "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" Um es zu fördern, braucht man Maschinen, die Temperaturen bis zu 2700 Grad Celsius und einen Druck von bis zu 300 kbar aushielten. Die Menschen bohrten riesige, teils hunderte Kilometer tiefe Löcher in den Boden. Die bereits angeschlagene Umwelt der Erde litt noch stärker unter der Förderung und Verarbeitung des Schwarzen Goldes. Jedes Jahr schienen die extremen Wetterbedingungen zuzunehmen.

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In einer Kammer in einem zerfallenen Backsteinhaus, eins von der Sorte, wie man sie heute kaum noch fand, saß der Erfinder. Er war zweifelsohne genial, besaß viele technische Gerätschaften und den Willen, etwas zu schaffen, um die Menschheit zu retten. Seine größte Erfindung, die Maschine, hörte nur seine Stimme. "Jetzt noch die Kühlung deines Prozessors einstellen und schon kannst du die Augen öffnen." Die Stimme des Erfinders klang seltsam vertraut für die Maschine, was merkwürdig war, da es immerhin das erste war, was sie jemals in ihrem Leben hörte. "Ich schalte nun die Kontakte zu deiner Seheinheit ein. Bitte erschreck dich nicht." ein Klacken, gefolgt von Strom der durch den Körper der Maschine fuhr und schon sah die Maschine die Welt um sie herum. "Hallo. Ich hoffe es funktioniert alles. Kannst du auch die rötlichen Töne gut erkennen? Beim gestrigen Testlauf schienen sie mir etwas blass." Der Erfinder war ein älterer Mann. Zwischen 68,7 und 72,3 Jahre alt, stellte die Maschine nach ihrem Körperscan fest. Sie nickte "Insgesamt kann ich circa 20 Millionen Farben erkennen. Auch die Farbtöne im rötlichen Spektrum gehören dazu." antwortete die Maschine. "Das freut mich zu hören. Sieh dich im Raum um und probiere deine Funktionen." erwiderte der Erfinder nickend. Auf seinem Mund erkannte die Maschine ein Lächeln. Eine menschliche Eigenschaft, um ihr Glück zu repräsentieren.

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Sie begann den Raum abzuscannen. "Raumtemperatur 21° Celsius. Luftfeuchtigkeit liegt bei 80%. Zu hoch für einen Raum dieser Bauweise. Schimmelsporen setzen sich fest. Ich empfehle, diese Räumlichkeiten nicht länger als 2 Wochen zu nutzen, um Schäden der Gesundheit zu vermeiden." war ihr erstes Resultat. "Du scheinst zu funktionieren." nahm der Erfindern glücklich auf. Dann schüttelte er lächelnd seinen Kopf. "Ich befürchte ich bewohne diese Räumlichkeit nun bereits seit 35 Jahren. So lange hat es gebraucht, dich zu bauen. Schimmelsporen waren dabei mein geringstes Problem, auch wenn ich seither Asthma habe. Eher hatte ich Angst, von der Regierung entdeckt zu werden." der Erfinder ging auf die Maschine zu "Hör zu. Ich habe dich aus einem gewissen Grund erschaffen. Dein Auftrag ist in deinem Speicher. Rufe ihn bitte ab."

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Die Maschine gehorchte und rief die Datei "Auftrag" in ihrem internen Speicher ab. Starr blickte sie an die Wand, während sie ihn zitierte: "Ich bin eine Maschine, gebaut um durch die Zeit zu reisen. Ich muss Knotenpunkte der Zeit verändern, damit die Entdeckung und der Abbau des Stoffes "Schwarzes Gold" und die Ausbeutung der Erde verhindert wird. Mein erstes Ziel ist das Jahr 1864. Ich soll den Schriftsteller Jules Vernes davon abhalten, das Buch "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" zu schreiben. Mein zweites Ziel ist das Jahr 1969. Ich muss die Wissenschaftlerin Samantha Doyle abhalten, ihre Arbeit über regenerative Energien zu veröffentlichen. Mein letztes Ziel ist das Jahr 2089. Die Wahl des amerikanischen Präsidenten Jonathan Anderson muss verhindert werden, da er die Förderung regenerativer Energiequellen unterbindet und somit die Suche nach neuen Energiequellen, etwa der des Schwarzen Goldes, fördert. Ist es mir möglich, dies zu schaffen, werde ich die Zeit zu einem positiven Ausgang verändern."

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Der Erfinder sagte nichts. Er blickt nur leer aus dem Fenster "Die Erde steht an ihrem Abgrund. Der Mensch hat sie zu lange ausgebeutet und ihre Warnungen ignoriert. Anstatt nach Alternativen zu suchen, haben wir den einfachsten Weg eingeschlagen. Durch die Förderung des Schwarzen Goldes haben wir ihr Schicksal besiegelt. Seit 30 Jahren gewinnen wir daraus Energie und seit 30 Jahren zerfällt dieser Planet mehr und mehr. Letztes Jahr konnten wir keine Ernte einfahren, da es nur an 27 Tagen geregnet hat." Der Erfinder ging zu einer Apparatur, die sich in Mitten des Raumes befand "Ich habe es geschafft, Portale zu öffnen und in die verschiedenen Ären der Menschheit zu blicken. So auch in die Zukunft." Ein kurzes Schweigen nahm den Raum ein. Der Erfinder musste sich erst wieder fassen. "In bereits 10 Jahren wird es weltweite Hungersnöte geben. In 14 Jahren bricht ein großer Krieg aus. in 17 Jahren existiert die Menschheit nicht mehr. Du musst dies Verhindern. Alles geht auf die Energiekrise zurück und auf die Förderung des Schwarzen Goldes."

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Er berührte die Apparatur und sie begann in einem purpurnen Licht zu leuchten "Mit diesem Gerät, ich nennen es Porta, bist du in der Lage durch die Zeit zu reisen. Erfülle deinen Auftrag und verändere die Zeit oder die Menschheit wird bald untergehen." bei seinen letzten Worten blickte der Erfinder müde zur Maschine. Hoffnungslosigkeit lag in seinen Augen. Hoffnungslosigkeit und Angst. "Ich werde meinen Auftrag nach ihrer vollsten Zufriedenheit erfüllen, Erfinder." versicherte sie ihm. Ihr Erbauer legte seine Hand auf die Schulter der Maschine. Sie spürte seine Körpertemperatur, welche bei 35,8 Grad Celsius. Resultat ihrer Analyse: für einen Menschen war dies gering. Er musste folglich frieren. "Du bist mehr als eine willenlose Maschine, die nur einen Auftrag erfüllt. Vergiss das niemals." nun kam er der Maschine näher. In seinem Atem konnte sie Ethanol feststellen. Ein Stoff, der bei Menschen Rauschzustände wecken konnte. Der Erfinder blickte ihr tief in die Augen "Du hast auch einen Namen. Speicher dir diesen Namen ab und nutze ihn fortan. Er lautet Anya." Die Maschine brauchte lediglich einen minimalen Bruchteil einer Tausendstelsekunde, um ihren Namen abzuspeichern. Sie nannte sich seitdem Anya. "Bestätige Erfinder. Der Name dieser Maschine lautet nun Anya. Nur sie besitzen die Zugriffsrechte, um ihn zu ändern." noch immer blickte die Maschine nur zum Erfinder, der Rest des Raums war uninteressant für sie.


Der Erfinder wirkte bei seinen folgenden Worten hastig "Wir müssen uns nun beeilen. Wenn die Regierung herausfindet, was ich hier tue, wird sie mich töten und dich abschalten. Seitdem ich dich eingeschaltet habe, dürften ihre Drohnen bereits ein, wie sie es nennen "beunruhigend hohes Energielevel" vernommen haben. Vermutlich sind sie schon auf den Weg hierher." er ging zu Porta und legte seine Hand auf die Apparatur. Sie war kugelrund, besaß ein Display an ihrer Vorderseite und kleine Bleche an ihren Seiten, aus denen sie wohl etwas herausfahren konnte. Nachdem er seine Hand drei Sekunde aufgelegt hatte, schaltete sie sich ein. "Porta eingeschaltet. Erwarte die Eingabe einer Zeit, um ein Portal zu dieser zu erschaffen." waren ihre ersten Wort, die sogleich nach ihrem Start folgten. Ihre Stimme war hoch und wirkte auf eine gewisse Art kindlich. " Öffne ein Portal in das Jahr 1854, Paris, vor die Pforten des Magasin d'éducation et de récréation." befahl ihr der Erfinder. Porta begann wortlos zu arbeiten. Sie schien in Purpur zu glühen und formte mit Hilfe eines Werkzeuges ein ovales Portal direkt vor ihr. Es sah aus als würde sie dieses weben. Im selben Moment vernahm Anya im Flur des alten Hauses schnelle stampfende Schritte, gefolgt von einem Rammen an der Tür.

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Es dauerte 8,56 Sekunden, bis die Regierungspolizisten die alte vermoderte Tür zur Werkstatt des Erfinders öffneten. Der Erfinder fluchte dabei 23 mal, was eine beachtliche Anzahl an negativen Wörtern war, wie es Anya ermittelte. Alle 0,372 Sekunden benutze er demnach ein Schimpfwort. "Verdammter Affendreck! Die elenden Polizisten der scheiß Regierung haben uns verdammt nochmal schneller gefunden als Gedacht!" waren die letzten Worte des Erfinders, bevor die Polizisten den Raum betraten. Sie waren schwarz verhüllt und trugen automatische Feuerwaffen. Drohnen flogen über den Köpfen der Polizisten hinweg in den Raum "Wir haben ein erschreckend hohes Energielevel in diesem Haus identifiziert. Nehmen sie die Hände hoch. Im Namen des Gesetzes gelten sie als Gefangener" gab einer der Polizisten lautstark von sich.

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Der Erfinder blickte hastig zu Anya "Geh durch das Portal! Beeil dich!" Sobald wie Anya anfing zu rennen, begannen die Polizisten das Feuer zu eröffnen und den Raum in ein Kugelinferno zu hüllen. Der Erfinder wurde 16 mal von Projektilen getroffen und ging zu Boden. Sein Herzstillstand setze nach 3,27 Sekunden ein. Anya rannte zum Portal, wurde dabei von 3 Projektilen an Arm, Bein und Oberkörper getroffen. Porta hingegen nahm dank ihrer Unbeweglichkeit wesentlich mehr Projektile entgegen. Anya zählte, kurz bevor sie durch das Portal schritt, 14 Stück. Porta gab eine Fehlermeldung ab "Warnung! Hauptprozessor beschädigt! Motherboard weist Schäden auf! Überhitzung lässt sich nicht vermeiden!" Anya schritt geradewegs auf das Portal zu. Anstatt des Kopfsteinpflasters nahm sie kurz vor Eintritt in dieses einen Strand wahr. "Neues Ziel: Gewässer in der Nähe von Port Royal, Jamaika, 1712." waren die letzten Worte die Anya von Porta vernahm, als sie durch das Portal sprang.

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James Wallet

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