Kapitel 5 - Das Fest
James schloss sein Notizbuch, als er mit seinen Aufzeichnung genau an dem Punkt angelangte, an dem sie sich gerade befanden. "Meine Herrschaften, die folgenden Notizen für dieses Buch müssen noch von Ihnen und natürlich von mir erlebt werden!." James hielt bei diesen Worten sein Notizbuch wie ein heiliges Relikt in die Höhe. Riku erhob sich zugleich aus dem äußerst gemütlichen Sessel in Jules Vernes Stube und lehnte sich an den Kamin "Nächstes Ziel ist das Jahr 1960, wenn ich mich richtig erinnere?" dabei schaute er mit fragenden und zudem müden Augen zu Anya. "Genaue Destination ist der 17. August im Jahr 1969. Zu diesem Datum soll die junge Wissenschaftlerin Samantha Doyle in New York ihre Arbeit über die Regenerative Energie für ihre Doktorarbeit einreichen, was sie jedoch nie tat. Unser Mission ist es, sie dazu zu motivieren, die Arbeit zu veröffentlichen." erklärte Anya der Gruppe, die sich nach den Strapazen der vergangenen Tage kaum aus ihren Sesseln lösen kann - ausgenommen Anya, die so etwas wie Müdigkeit nicht kannte. "Ich bin immer wieder von deiner Motivation beeindruckt Anya, jedoch finde ich, wir sollten noch eine Nacht Mister Vernes Gastfreundschaft genießen und uns hier etwas ausruhen. Ich weiß nicht wie bequem die Betten in der Zukunft sind, aber die von Mister Vernes haben sicherlich gute Matratzen. Vielleicht hat er auch einen Badezuber für uns." merkte Caiden sichtlich erschöpft an. Anya definierte mit ihrem Geruchssensor für die menschlichen Organe unangenehme Gerüche bei ihren Gefährten, zudem wiesen sie einen niedrigen Energiewert auf. Die Gruppe entschied also, vorerst die Nacht bei Monsieur Vernes zu verbringen.
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Am nächsten Tag gab Anya im Kaminzimmer die Daten für das nächste Portal in Portas Display ein. Jules Vernes wohnte dem Schauspiel bei und beobachtete Anya interessiert "Faszinierend..." murmelte er dabei "Diese Technik ist faszinierend." er war weitaus verblüffter, als er das nächste Portal sich öffnen sah. Riku, der heute einen wesentlich frischeren Eindruck machte, schaute misstrauisch durch das Wurmloch. Das Bild, welches sich ihm ergab, war auch für ihn verblüffend. Tausende Menschen, laute Musik und der Geruch von Staub, Schweiß und Marihuana machten sich in seiner Nase breit "Ist das..." er kniff die Augen zu "Ist das ein Musik Festival?" fragte er nach wie vor verwirrt. "Bestätige! Es ist das Woodstock Festival, welches genau zu dieser Zeit an dem Ort stattfindet, an dem sich Samantha Doyle gerade befindet." antwortete Anya gewohnt trocken, als sei diese Information so unbedeutend wie das gerade die Sonne dort scheint. "Das Woodstock Festival?? Das legendärste Musik Festival aller Zeiten?!" Rikus Kinnlade zog sich förmlich Richtung Erdboden "Wie sollen wir diese Frau unter all diesen Menschen finden? Können wir nicht einfach eine Woche vorher mit ihr sprechen und sie fragen, ob sie nicht Lust hätte ihre Doktorarbeit zu veröffentlichen?" Anya schüttelte mit dem Kopf, eine Geste, die ihr der Erfinder einprogrammierte, um das Androiden Mädchen menschlicher wirken zu lassen "Wir müssen sie genau heute davon überzeugen. Ihre Arbeit wurde erst vor ein paar Tagen fertiggestellt und außerdem ist sie laut den Berechnung des Erfinders auch nur an diesem Datum bereit, sie zu einzureichen." "Das wird ein Spaß...es kann nicht mal einfach für uns sein oder..." murmelte Riku resigniert zu sich selbst. "Juchuuuu Musik! Ich liiieeeebe Musik!" lies Porta verlauten, als sie sich wieder freudig im Kreis drehte. Anya schaute ihr verdutzt zu, wollte sie doch gerade die Koordinaten eingeben. Jules Vernes schien weiterhin sichtlich beeindruckt, als die Gruppe seine Zeit verließ und durch das Portal schritt "Auf ein baldiges Wiedersehen meine Herrschaften" rief er der Gruppe nach.
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Jenes Portal wurde hinter einer Reihe Dixie Klos geöffnet, so dass die Gruppe abermals ungesehen in die Zeit kam. Caiden war überwältigt von diesem Schauspiel, welches sich ihm hinter den Klos bat "Das ist ja unglaublich! Seht euch diese ganzen Menschen an! Sie sehen alle aus wie die Ureinwohner, die ich bei meinen Reisen in Südamerika gesehen habe. Die hier sind nur etwas ungepflegter." sagte der Pirat lächelnd. In nicht weiter Ferne sah er eine Bühne, auf der gerade eine Band spielte "Was ist das? Ist das Musik? Hört ihr Menschen in der Zukunft so Musik? Bei uns haben noch Spielmänner in Kneipen mit Geige und Lauten gespielt." Caiden hielt sich die Ohren zu, da er so eine laute Musik nicht gewöhnt war. James sah ebenfalls wie gebannt zu der Bühne und in die Menschenmenge "Mit diesen Eindrücken werde ich das beste Buch aller Zeiten schreiben!" er drehte sich zu Anya, Riku und Porta um "Ich habe noch nie so viele Menschen an einem Ort gesehen. Ist es in der Zukunft überall so überfüllt? Ich habe von der Landflucht und ihren Folgen gehört, aber das hier übertrifft meine Vorstellungen bei Weitem." Riku schaute sich ebenfalls in der Menge um. Überall waren Hippies die tanzten, tranken und rauchten "Nein, es sieht nicht überall so aus. Dieses Spektakel hier war eines der bekanntesten Festivals, das es jemals gab. Normalerweise finden sich nicht so viele Menschen an einem Ort wieder." gab er James zu verstehen, welcher nach wie vor überwältigt war von der Ansammlung an feiernden Menschen.
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"Also dann! Wie wollen wir unsere Samantha Doyle finden? Ich befürchte hier in dieser Menschenmenge werden wir nur wenig erfolg haben, wenn wir jedes Mädchen fragen ob sie zufällig Samatha Doyle heißt." Riku klang trotz seiner pessimistischen Worte positiv gestimmt. "Ich könnte einen weiteren Gesichtsscan bei den hier anwesenden Menschen durchführen." schlug Anya vor. "Damit waren wir schon in Paris nicht ganz so erfolgreich." gab ihr Caiden mit unüberzeugter Miene zu verstehen. Ein paar Hippies rempelten ihn versehentlich an "Entschuldigung Kumpel. Hey! cooles Piraten Kostüm haste da an Kollege!" sagte einer der beiden und machte mit seinen Fingern ein Peace Zeichen, was Caiden jedoch wenig sagte. Er drehte sich zu Riku um "Ich hoffe die Typen haben mich gerade nicht beleidigt." "Nein nein. Es bedeutet Frieden." Riku machte Caiden das Peace Zeichen vor, welcher dieses versuchte zu imitieren, was bei dem ersten Versuch nicht ganz funktionierte. "Frieden? Herrscht denn gerade ein Krieg?" fragte der Pirat noch immer die zwei Finger gespreizt. "Herrschte der denn irgendwann mal nicht?" antwortete Riku trocken, ohne eine Antwort zu erwarten, die ihm jedoch Anya trotzdem gab "Circa 230 Jahre der Menschheitsgeschichte können ohne offiziellen Krieg verzeichnet werden." Riku schüttelte den Kopf.
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Die Gruppe drängte sich durch die Menge. Keiner schien sie wirklich wahrzunehmen, da die meisten anderen Menschen noch verrückter angezogen waren als sie und auch zugedröhnt waren. "Welch seltsamer Geruch hier herrscht." stellte James naserümpfend fest. "Tetrahydrocannabinol" sagte Anya, ohne weiter darauf einzugehen. "Auch Gras genannt. Eine Droge, die einen entspannt macht." fügte Riku erklärend an, worauf James verstehend nickte "Ahh ja. So wie Opium?" "Nicht ganz so schlimm würde ich sagen, aber ähnlich." Riku dachte an seine College Zeit zurück, als er selbst noch den ein oder anderen Joint rauchte. Seitdem er Astronaut ist hat er natürlich nichts mehr angerührt, sonst wäre er seinen Job schnell los. "Schon erfolg mit deinem Scan?" stichelte Caiden Anya, welche allerdings bekannt ernst antwortete "Die größte Übereinstimmung lag bisher bei 67%." Die Gruppe befand sich nun nahe einer Bühne. Riku lehnte sich über das das Geländer eines Wellenbrechers und schaute sich die Musiker dort an "Ich kenne das Lied. Anya hilf mir bitte auf die Sprünge, wer ist das?" der Astronaut schaute zu Anya, die Augen drückten inniges Nachdenken aus. "Erfasse Musik: Joe Cocker and The Grease Band - With a little Help of my Friends." Anya erlöste mit ihren Worten Riku aus seiner Denkblockade. Dieser schnipste mit den Fingern "Richtig. Ich wusste doch ich kenne den Song." Dann blickte er nachdenklich zur Bühne "Freunde ich habe eine Idee wie wir unsere Samantha finden können." sagte er der Gruppe.
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"Ihr kennt den Plan: Anya und Porta schließen die Elektronik der Bühne kurz, was zu einer kleinen Unruhe führt. James und Caiden" Riku zeigte auf die beiden "Ihr lenkt die Security ab. Lasst euch etwas einfallen, ich denke da werdet ihr schon kreativ sein." dann blickte er zu Anya "Ich schleichen mich schließlich auf die Bühne, klauen Joe Cocker das Mikrofon und rufe Samantha Doyle aus, nachdem ich dir das Zeichen gegeben habe, damit du die Elektronik wieder ankurbelst." Riku klang bei seinen Worten enthusiastisch. Es hörte sich fast so an, als würden sie schon auf der Bühne stehen. Die Gruppe führte ihren Plan in die Tat um. James wirkte äußerst nervös, Caiden hingegen blieb gefasst. Als Pirat hat er schon krummere Dinger gedreht. "Tarne dich als Werkzeugkoffer Porta." sagte Anya der Kugel. Das Androidmädchen trug bereits einen blauen Overall, eine Schildkappe und Arbeitsschuhe. Porta leuchtete kurz bläulich auf und sah anschließend wie der gewünschte Werkzeugkoffer aus. "Ich bin voll mit Schraubenziehern!" sagte der Koffer lachend, während seine Klappe sich wie ein Maul auf und zu bewegte. "Ich begebe mich nun zur Bühne" sagte Anya, während sie sich zielstrebig zum Seitenaufgang der Bühne begab. Der Rest der Gruppe beobachtete sie gespannt. "Guten Tag Wachpersonal. Ich wurde hierher beordert einen der Lautsprecher im Backstage Bereich zu prüfen." sagte sie der Security, welche sie einen kurzen Moment ungläubig anschaute. Der Moment schien still zu stehen, bis der Security Richtung Seitenaufgang nickte "Alles klar. Die Boxen für Jimi Hendrix sollen ja schließlich einwandfrei funktionieren." der Mann ging einen Schritt zur Seite. Anya scannte die Bühne und fand nach einen kurzen Moment den Stromverteiler der Bühne. Sie ging darauf zu, öffnete die Abdeckung und ließ Porta mit ihren Werkzeug ans Werk. Nachdem die Kugel kurz verschiedene Geräte benutzte , legte sie wie geplant das Stromnetzwerk mit einem steuerbaren Chip lahm. Joe Cocker, der gerade auf der Bühne sang, schaute überrascht auf sein Mikro, welches gerade ausgefallen ist. Die Security, welche Anya in den Backstage bereich gelassen hatte, schaute erst verdutzt zur Bühne und dann in den Backstage Bereich. Die Gruppe konnte beobachten, wie verschiedenes Bühnenpersonal schnell in Richtung Stromverteiler eilten.
"Okay hier ist unsere Chance! Caiden und James! Los gehts!" Riku schubste die beiden förmlich Richtung Aufgang der Bühne. "Was wollte ihr beiden denn hier?" fragten zwei Security den Schriftsteller und den Piraten. "Wir ähm...wir wollen Mister Cocker etwas ähm...etwas übermitteln." stotterte James sichtlich nervös und rieb mit seiner Hand seinen Nacken. Die Band und Joe Cocker standen nach wie vor hilflos auf der Bühne und schauten zu den Bühnenpersonal. Die Menge pfiff und gab einige Lautstarke Kommentare von sich, um ihren Unmut über die musiklose Situation auszudrücken. "Und was wollte ihr Mister Cocker übermitteln?" fragte einer der beiden misstrauisch. "Wir ähm...sollen ihm sagen..." haspelte James weiter, bis Caiden eingriff "Wir sollen ihm sagen, dass die Lautsager gleich wieder funktionieren." der Pirat zog keine Miene, doch seine Worte verrieten ihn. "Lautsager? Meinst du die Lautsprecher? Warum kommt keiner von den Elektronikern um uns das zu sagen?" die beiden Wachleute waren noch misstrauischer als vorher. Caiden seufzte "Weißt du was James? Manchmal muss man beim Tricksen improvisieren, um sich aus einer ertappten Situation zu befreien." der Pirat griff in in eine seiner Taschen an seinem Hosenbund und holte schnell ein merkwürdiges Pulver daraus. Die beiden Security bauten sich vor ihnen auf "Was soll das denn werden?" ihre Worte klangen drohend. Caiden warf ihnen das Pulver ins Gesicht. Die beiden hielten sich die scheinbar schmerzenden Augen mit den Händen zu und gingen auf die Knie "Was ist das???" brüllte einer der beiden "Ich kann nichts mehr sehen!!" Caiden stürzte sich auf einen der beiden und hielt ihn auf den Boden. "James! Halte den anderen fest!" schrie er, sich mit dem Mann auf den Boden wälzend. James war erst wie erstarrt, dann warf er sich ebenfalls auf einen der Männer.
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Riku nahm seine Chance wahr und rannte schnell an Caiden, James und den sich auf den Boden ringenden Security vorbei auf die Bühne. Es kostete ihn einiges an Überwindung zum Mikrofon zu stürmen, als er am Rand der Bühne stand, doch das Adrenalin pumpte durch seine Venen und ätzte auch die letzten Zweifel aus seinem Kopf. Riku atmete noch einmal tief durch und ging geradewegs auf Joe Cocker zu, der noch immer ratlos vor seinem Mikrofon stand und mit mit seinen Bandkollegen diskutierte. Er warf Riku einen verwirrten Blick zu, als dieser das Mikrofon ergriff "Gehörst du zum Techniker Staff? Es ist schon sehr peinlich für uns hier oben zu stehen. Bekommt ihr das in den Griff?" Joe Cocker klang leicht verzweifelt. Riku schüttelte mit dem Kopf "Tut mir sehr leid Mr. Cocker. Ich bin ein großer Fan. Mein Vater hat mir ihr Album `Unchain my Heart` als Kind pausenlos vorgespielt." Joe Cocker kniff die Augen zusammen und schaute Riku noch verwirrter an als vorher "'Unchain my heart'? Das ist kein Album von mir..." dann schaute er überlegend zu Boden "Aber das klingt nach einem coolen Titel." Riku schnappte sich das Mikrofon, hob seine Hand nach oben und machte das Peace Zeichen, welches Anya zeigen sollte, dass sie die Technik wieder hochfahren sollte. Diese befand sich, getarnt mit klassischem Hippy Klamotten, in der Menge. Als sie Rikus Zeichen wahrnahm, gab sie Porta den Befehl via Fernsteuerung wieder die Musikanlage der Bühne zu entsperren. Riku vernahm das Surren der Lautsprecher und sprach ins Mikrofon "Test..." das Resultat war lauter als Gedacht und die Blicke aus der Menge beängstigender als er sich jemals vorstellen konnte "Ich habe eine Ansage zu machen. Samantha Doyle, Wissenschaftlerin aus New York, wenn du mich hörst: triff uns in einer Stunde in der Verwahrzelle des Festivals, wo wir sicherlich gleich landen werden! Wir haben etwas sehr wichtiges mit dir zu besprechen!" Rikus Herz klopfte wie verrückt. Joe Cocker griff ihm auf die Schulter "Alter, was soll das hier?" Im Augenwinkel konnte er bereits die Security auf ihn zustürmen sehen.
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James Wallet