Besinnlose Weihnachten?
- polycolor
- 20. Dez. 2020
- 2 Min. Lesezeit
Es stehen wohl ruhigere Weihnachten für viele von uns an, als wir sie von den letzten Jahren kennen. Über die Feiertage wird man nur die engsten Familienmitglieder besuchen. Keine Feuerzangenbowle mit Freunden, weniger Kirchgänge (na gut, die waren einmal im Jahr sowieso recht halbherzig) und keine Weihnachtspartys (zumal exzessiver Alkoholkonsum ja sowieso nur das schmackhafte Essen am nächsten Tag zunichte macht). Werden es dieses Jahr statt besinnliche Weihnachten sozusagen besinnlose Weihnachten? Und sollten wir trotz Pandemie das Fest feiern?
Zu ersteren sage ich: nein, sinnlos wird es nicht. Immerhin verzichten wir nur ein Jahr auf ein ausschweifendes Fest. Ich denke, das kann man von einem Menschen schon verlangen, um Menschenleben zu retten. Zum zweiten sage ich: Ja sollten wir. Und dabei sollten wir nicht all zu viel an die Pandemie denken (das heißt natürlich nicht, dass sie vergessen sein sollte - Maske tragen bleibt auch über Weihnachten en vogue). Jedoch kann man doch beides kombinieren, um trotz alledem das Maximale aus den Festtagen heraus zu holen. Also einfach mal im engsten Familienkreis zusammen Zeit verbringen und Corona zumindest etwas aus dem Gedächtnis schieben.
Wann habt ihr zum Beispiel das letzte mal mit euren Eltern einen Spieleabend gemacht? Gar nicht schlimm und bietet auch gleich die Möglichkeit, ein cooles Brettspiel unter den Weihnachtsbaum zu bunkern (Lifehack!). Sich mal wieder auf die kleinen Dinge zu besinnen und auch mal mit sich selbst zu beschäftigen, das ist in unserer heutigen Gesellschaft etwas untergegangen. Weihnachten wurde langsam zu Stress, Feiern und Exzesse bis zur Besinnlosigkeit. Ich muss sagen, dieses Jahr war es bisher recht entspannt. Alle Geschenke online bestellt, kein Heckmeck mit Tischreservierungen in Gaststätten, einfach nur ruhig geblieben und siehe da: Weihnachten funktioniert bisher trotzdem. Ich dachte immer, ein gewisser Stresspegel gehört dazu, damit der Körper Weihnachtsfeelings durch die Venen pumpt. Aber nein, braucht man gar nicht.
Ja, die nächsten Monate können noch hart werden. Der Lockdown wird aller Voraussicht nach nicht am 10. Januar enden. Zahlen werden steigen, Einschränkungen werden bleiben. Da müssen wir durch, hilft ja nichts, kann man nicht ändern (fügen sie hier eine weitere Floskel ein, die man in Stresssituationen so sagt). Lasst uns die Zahlen über die Feiertage deshalb so gering wie möglich halten. Ein wenig Enthaltsamkeit jetzt, heißt Menschenleben später.
Auch wenn sich die ganze Situation anfühlt wie ein Marathon, von dem man dachte er geht bald zu Ende, aber nein: da kommt nochmal ein riesiger Berg, der Weg ist mit Reißzwecken bestreut (man trägt keine Schuhe, was bei einem Marathon eh schon eine doofe Entscheidung war) und zu allem Überfluss kriegt man auch noch einen Krampf in beiden Waden. Auch wenn es sich so anfühlt, beißen wir uns jetzt auch noch durch eine besinnlichere Weihnacht. Weil schlimm ist das nicht. Eher schön. Mamas, Papas, Omas und Opas freuen sich darüber, ihre Familie mal wieder beisammen zu haben und nicht wieder zu sehen, wie Sohn/ Enkel/ Tochter/ Enkelin zur nächsten Weihnachtsparty aufbrechen - nur damit sie am nächsten Morgen brechen und nicht den guten Gänsebraten mit essen (oder eine vegetarische Alternative...Hauptsache irgendwas mit Klößen).
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